Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Augsburg:
Steinmeyer, Öttingen, Bj. um 1910/20

Nein, besonders selten sind diese kleinen Instrumente nicht, auch nicht musikalisch hoch anspruchsvoll. Aber wenn das Herz daran hängt, ist die Frage des Wertes zweitrangig.

Das gesamte Instrument wurde in sämtliche Einzelteile zerlegt, alle Gehäuse-elemente anschließend mit Spiritus und Stahwolle entlackt, bevor dann alles frisch gebeizt wurde.

Diesem Umstand hat es dieses Instrument zu verdanken, dass es einer Komplettrestaurier-ung unterzogen wurde. Der Zufall half noch mit einem Wasserschaden nach.

re: Vom tadellosen Ergebnis waren selbst wir ein bisschen überrascht. Alle Flecken, Verfärbunger und abgewetzte Stellen waren verschwun-den, so sah verm. der Neuzustand aus.

Nach der Beize folgten die ersten Schellack-schichten. Das Gehäuse erhielt eine sog. Mattierung, wurde also nicht hoch glänzend.

Mitarbeiter Johannes Mayr (www.nyckelharpa.info) kümmerte sich nun schon um die Reinigung der Balganlage.

re: Hier führe ich Johannes gerade den fast fertigen Balg vor.

Alle Balgplaten waren aufgrund des Wasserschadens arg in Mitleidenschaft gezogen, sodass die mächtigen Risse ausgefräst und mit Leisten aufgefüllt werden mussten.

Aber dann konnte der Neuaufbau beginnen. Im Bild wurden gerade die Schöpfer scharniert und die neuen Fangventile eingesetzt.

re: Nach der Montage ist von all der Arbeit nichts mehr zu sehen.

Nachdem auch die Schöpfventile und die Dichtung zur Fundamentplatte aufgeleimt waren, konnte der Balg wieder ins Gehäuse gesetzt werden.

Hier sieht man allerdings, dass noch einige Arbeit vor uns lag.

Auch hier hatte der Wasserschaden ganze Arbeit geleistet. Durch die Feuchtigkeit waren viele Ventilbeläge am Schlitz verklebt und die Filzauflagen hart und unbrauchbar (Bild li). Also mussten alle Ventile neu belegt werden (Bild re).

Nachdem die Fläche abgerichtet war, konnten die Ventile wieder eingesetzt werden.

Auf der anderen Seite der Ventile wurde die Oberfläche erneuert, neue Zungenfilze auf-geleimt und die Registermechanik gerichtet.

Die Zungen kamen ins Ultraschallbad und glänzten anschließend um die Wette (vorne li).

Dann wurden die Zungen wieder in ihre Kanzellen geschoben und die Mutzen (Registerklappen) montiert.

Die Klaviatur erhielt neue Waag- und Dämpferfilze und wurde gründlich aufpoliert.

Eine blose Politur half bei den Registerzügen allerdings nicht weiter (li). Nach schwarzer Beize und schwarzem Schellack, erhielten sie abschließend eine Schicht klaren Schellack - also doch polieren.

Und noch einmal Politur. Als Kontrast zum Gehäuse, wurden die Klaviatur-backen samt Registerblen-de glänzend auspoliert. Anschließend wurden neue Filzführungen eingeleimt.

Fertig zum Einbau.

Einen passenden Hocker gab es auch noch dazu.

Erbauer:

Ein nicht alltägliches Projekt, da ein derart kleines Instrument selten so kompromisslos wiederhergestellt wird, wie in diesm Fall. Der entzückende Klang rechtfertigt aber auch hier den hohen Aufwand und wird seinen Beitzer noch lange erfreuen.

G.F. Steinmeyer, Öttingen, Bj. um 1910/20

System: Saugwind

Disposition:

Forte

Forte

Flöte 4'

Celeste 8'

Diapason 8'

Melodia 8'

Kniehebel: Forte