Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Burtenbach:
Harmonium Karl Bongardt, Barmen, Bj. ca. 1920

Zwar war dieses Instrument bei seiner "Einlieferung" noch spielbar, aber die asthmatische Balganlage sorgte für Verstimmun-gen (des Spielers).

re: Zuerst wurden Fehlstellen am Gehäuse ausgebessert und die Oberfläche überarbeitet.

Was von außen noch ganz gut aussah, zeigte bei genauer Betrachtung deutliche Rissbildung in der Bespannung. Die neuralgischen Stellen sind hier immer die Innenecken der Schöpfer-Bespannung.

Dann ging es mit großen Schritten an die Überarbeitung der Balganlage. Hier liegen bereits die komplett gestrippten Balgplatten auf. Auf dieser Basis kann nun ein Neubezug erfolgen.

Nachdem die beweglichen Platten über Tuch- und Lederstreifen mit der Trägerplatte verbunden waren, konnten die Fangventile gesetzt und mit der Schöpferbespannung begonnen werden.

Danach wurde alles umgedreht und der Magazinbalg bezogen. Die innen liegenden Federn erhielten eine Gangbegrezung mittels starker Schnüre.

Zuletzt erhielten die Flächen eine Beleimung aus Blaupapier.

Vor der Montage mussten noch die Schöpf-ventile aufgesetzt werden, dann wurde die Anlage eingebaut und die Tritte angehängt.

Nach dem Aufsetzen der Fundamentplatte sah man von alledem nichts mehr.

Beim Ausziehen der Zungen wurde der hohe Grad der Verschmutzung deutlich.

Auch die Ventile mussten dringend gereinigt werden (hier schon erledigt).

Nun folgte die Überarbeitung des Werkes.

re: Die sauberen Zungen konnten nun schon wieder in den ebenfalls gereinigten Stimmstock geschoben werden.

Gereinigte Zungen! Im Bild kann man gut den Unterschied zu den ungereinigten Zungen im Bild darüber sehen. Ultraschall macht's möglich.

Nachdem auch die "Mutzenbänder" (Scharniere für die Registerklappen) gereinigt und wieder am Platz waren, konnten die Mutzen wieder fein säuberlich gesetzt werden.

li: Es folgte der Aufbau der Oktav-koppeln und des Klaviatur-rahmens. Wo nötig wurden Filze ersetzt, also fast über-all.

Nach der Politur wurden die Tasten eingesetzt und auf gleiche Höhe ausgerichtet.

Dann konnte das komplette Werk ins Gehäuse gesetzt werden.

re: Sieht schon wieder richtig gut aus! Mit aufgesetzter Register-mechanik erfolgte eine ausgiebige Funktions-kontrolle.

Jetzt war die Registermechanik an der Reihe und wurde komplett zerlegt, gereinigt, defekte Befilzungen ersetzt, Oberflächen aufpoliert und alles wieder zusammengesetzt.

Die letzten Arbeiten sind immer die Erneuerung der Stoffbespannungen...

re: Aber auch die Front sieht wieder sehr würdig aus. Nun wird dieses Instrument wieder lange Jahre seinen Besitzer erfreuen.

... und die Intonation und Stimmung (hier in vorhandener Tonhöhe, 438 Hz).

"Ein schöner Rücken kann auch entzücken"

Erbauer: Karl Bongart, Barmen, Bj. ca. 1920

Disposition:

Bass:

Diskant:

Forte I

Forte II

Aeolusharfe 8'

Aeolusharfe 8'

Gamba 8'

Salicional 8'

Bass-Koppel

Diskant-Koppel

Viola dolce 4'

Flöte 4'

Viola 4'

Melodia 8'

Diapason 8'

Piano 8'

Dulcet 8'

Vox humana