Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Stadtbergen:
Steinmeyer, Öttingen, Bj. 1944

Mit diesem Instrument wurde ein lange gehegter Kellerschatz gehoben, welcher nun zu neuen Ehren kommen sollte.

Die Ausstattung mit 6 Spielen im Manual über volle 5 Oktaven und einem Pedalspiel über 30 Töne kann sich sehen lassen.

Beim Zerlegen zeigte sich, dass Steinmeyer nicht nur solide Orgeln gebaut hatte. Die Konstruktion war durchdacht und hochwertig.

re: Schadstel-len wurden ausgebessert, Furniere eingesetzt, alles nachgebeizt und anschließend mit pigmentier-tem Öl behandelt.

Blick von hinten. Im Unterbau befinden sich der Pedalstock und die Balganlage. Die Möglichkeit der manuellen Windgebung (z.B. durch Tritte oder Hebel) war hier schon nicht mehr vorgesehen.

Das gesamte Gehäuse besteht aus Eiche-furnierten Tischlerplatten. Nachdem der Ausbau abgeschlossen war, konnte mit der Sanierung begonnen werden.

Die Arbeiten an der Balganlage beschränkten sich auf den Neubezug des Magazinbalges, Schöpfer gab es ja keine.

Dieser Magazinbalg ist nicht nur groß, er beherbergt auch eine eingebaute Drossel, welche die Entnahme der Windmenge regelt.

An der Scharnierseite des Balges (unten), ist unmittelbar die Trägerplatte des Pedalstockes befestigt.

li: Der Pedal-stock war in sehr schlech-tem Zustand. Fast sämtliche Verleimungen mussten erneuert werden, da sie aufgesprun-gen waren.

Über diesen kleinen Kanal mit beweglicher Manschette, wird die Verbindung vom Motor zum Magazinbalg hergestellt.

Die Pedalventile wurden gereinigt und erhielten neue Scharniere.

Am gerichteten Pedalstock wurden die Zungenfilze erneuert, bevor dann die Ventile wieder aufgesetzt werden konnten.

Hier sieht man an den Pedalstechern die entrosteten Ventilheber, welche wieder um die Wette glänzen.

Nach dem Einbau konnte man dem Pedal schon erste Töne entlocken.

li: Beim Ausbau der Zungen, zeigte sich der hohe Grad der Verschmut-zung.

Nun kam das Manualwerk zur Überarbeitung. Nachdem mit Pinsel und Staubsauger schon mal grob vorgereinigt wurde, begann die Demontage.

Hier sieht man Zungen der Aeolsharfe. Kein Wunder, dass sich eine Zunge mit solcher Schmutzauflage in der Stimmung und Intonation verändert.

Heilung 1! Stimmstock ausgeblasen, Ventile gereinigt, alten Filz entfernt, Oberfläche überarbeitet.

Heilung 2! Mutzen samt Scharnieren gereinigt, Zungen gereinigt, neue Filz eingeleimt, Zungen wieder eingeschoben, Ventile eingebaut.

Heilung 3! Mutzen gesetzt, Koppelmitnehmer befilzt, Stecher eingebaut, Manualkoppel überarbeitet und eingebaut.

Nachdem die Klaviaturen ebenfalls wieder an ihrem Platz waren, stand das Einsetzten des Werkes ins Gehäuse bevor.

Nun noch die Lade verschraubt, dann war alles bereit für einen Testlauf.

In diesem Zustand erfolgte nun die Stimmung. Alle weiteren Anbauteile hätten sonst den Zugang zu den Zungen erschwert.

Dann kamen die Klaviaturen wieder herunter, damit die Forteklappen eingesetzt werden konnten.

An der nun folgenden Pedalkoppel, wurden Filz erneuert und die Achsungen überprüft.

Die eisernen Wippen erhilten eine gründliche Reinigung. Danach liefen auch die Drehpunkte wieder einwandfrei.

Beim einsetzen der Koppel, mussten die einzelnen Wippen exakt ausgerichtet werden.

Nun war es Zeit, die doch recht umfangreiche Registermechanik zu zerlegen.

Die Durchführungen in der Registerblende wurden neu ausgeschlagen.

re: Nach vielen, vielen Stunden, war dann auch die Register-mechanik bereit für den Einbau.

Alle Führungsklötzchen der Wellatur wurden frisch befilzt, alle Wellen gründlich entrostet.

Hier ist die Montage der Registerwellen bereits abgeschlossen. Dank neuem Filz läuft alles seidenweich.

li: Draht-Provisorien aus früheren Tagen, wurden nun wieder duch stabile Holzleisten aus Weißbuche ersetzt (Bildmitte).

Nach Abschluss aller Einbauten, sah das Ganze Werk recht kompliziert aus (ist es aber nicht).

Da das Harmonium künftig in einem Wohnraum steht, brauchte es noch einen gut gedämmten Kasten für den Motor.

Die Wände aus MDF, ein doppelter Boden für das Ausblasen des Motors und reichlich Dämmmatte sorgen für Ruhe.

Dann noch in Eiche furniert, etwas Farbe, etwas Lack - fertig. Naja, ein wenig mehr Arbeit war es schon!

In firscher Optik und technisch in bestem Zustand, macht diese Instrument an seinem neuen Aufstellungsort eine sehr gute Figur.

Erbauer: Orgelbau Steinmeyer, Öttingen, Bj. 1944
Disposition:
I. Manual II. Manual Pedal
Bordun 16' Salicional 8' Subbass 16'
Prinzipal 8' Dolce 8' Zartbass 16'
Viola dolce 4' Aeolsharfe 8' Pedal-Forte
Viola 4' Oboe 8' Pedal-Koppel (I/P)
Forte I Schalmei 8'
Forte II
Manual-Koppel Tritte: Tutti / Schweller