Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Oberschweinbach:
J.W. Reed, London, Bj. ca. 1870
Eigentlich als Ersatzteil-spender angeschafft, brachte ich es nicht übers Herz diesen "Gammel-haufen" endgültig zu zerlegen.
Auf eine Zustandsbeschreibung kann an dieser Stelle verzichtet werden, da er unbeschreiblich war. Wiedereinmal sagen Bilder mehr als alle Worte. Die braune Schmiererei auf den Schöpfern bestand aus breitem Klebeband kombiniert mir reichlich Kontaktkleber.
Da das Gehäuse in der Vergangenheit vermutlich zu Verkaufszwecken einmal gänzlich (incl. Klaviatur!!!) mit Polyesterlack überzogen wurde, mussten alle Teile abgeschliffen werden. Für das Bild wurden alles nur lose zusammengestellt. Wie man sieht sind die Flächen bereits sauber, die Kanten noch nicht. Ich bin immer wieder begeistert, welch ein Feuer und welch einen Glanz Schellack auf Holzoberflächen zaubert. Die Gehäuseteile aus massivem Nussbaum wurden nur fein geschliffen. Es wurde kein Öl und keine Beize verwendet, nur Schellack in mehreren Schichten. Nach langen mühseligen Stunden waren dann auch die Balgteile von der unsäglichen Beklebung befreit.
Die Platte des Magazinbalges war derart rund, dass die Scharnierbänder der stirnseitigen Holzfalten gerissen, und die Falten sebst gebrochen waren. Mit mehreren Schnitten und eingeleimten Keilleisten wurde sie wieder begradigt. Auch das noch! Durch die Ventildecke des Stimmstockes zog sich ein langer Riß. Über weite Teile hatte sich die Decke auch von den Kanzellen gelöst. Hier half nur noch großzügiger Ersatz der Decke und das Neueinfräsen der Ventilschlitze. Hier wurden bereits wieder die Ventile eingesetzt. Der Klebestreifen oben rechts dient als Ansetzmarkierung. Selbstverständlich erhielten die Ventile auch wieder Bündchen zur Stabilisierung an der Wippe.
re: An der Register-mechanik mussten die Umlenkbügel rekonstruiert werden.
So ein frisch bezogener Balg ist immer wieder eine Augenweide, und das nicht nur für Bayern (weiß-blau). Montage! Ruck-Zuck waren die handlichen Teile zusammengeschraubt.
Vorher.... Nachher....
Dieses kleine Instrument ist nun wieder ein wahres Schmuckstück und zeigt auch gut, was alles machbar ist.